Inselmagazin

Der Friedhof der Heimatlosen in Westerland

In Gedenken an die Schiffsunglücksopfer

Ein "Friedhof der Heimatlosen" bezeichnet einen Friedhof, auf dem vorwiegend unbekannte Todesopfer begraben sind, die nach Schiffsuntergängen und schweren Stürmen an den Strand gespült wurden. Diejenigen, die nicht mehr identifizierbar waren, wurden aus Mangel an Informationen über Person oder Heimatort auf so einem Friedhof begraben. Die ersten existierten bereits im 18. Jahrhundert, spätestens im 19. Jahrhundert verbreiteten sie sich jedoch in vielen Küstenregionen. Vorher wurden die Toten provisorisch begraben, um keine Touristen mit herumliegenden Leichen zu verschrecken.

Auch in Westerland existiert ein Friedhof der Heimatlosen. Er wurde 1855 angelegt und beherbergt Todesopfer, die an den Sylter Stränden angespült wurden. Jedes Grab wird mit einem Holzkreuz geschmückt, das jeweils Datum und Ort des Fundes trägt.

Als die Königin von Rumänien gegen Ende des 19. Jahrhunderts einige Zeit auf Sylt verbrachte, ging ihr das Schicksal der Toten so nahe, dass sie eine Gedenktafel mit folgendem Text aufstellen ließ: „Wir sind ein Volk vom Strom der Zeit. Gespült zum Erdeneiland, voll Unfall und voll Herzeleid bis heim uns holt der Heiland. Das Vaterhaus ist immer nah, wie wechselnd auch die Lose. Es ist das Kreuz von Golgatha, Heimat für Heimatlose“.
 

Ein Begräbnis wurde zum Erlebnis

Wer heute am Sylter Strand spazieren geht, der findet Muscheln, Krebse und Seesterne. Früher hingegen spülte einem das Meer auch mal eine Leiche vor die Füße. 418 Tote zählte ein Chronist für den Zeitraum von 1600 bis 1870 an Sylts Stränden. Wenn es sich dabei nicht gerade um Sylter handelte, schenkte man den Toten kaum Beachtung. Sie blieben üblicherweise liegen, bis sie der Flugsand bedeckte. Das änderte sich erst, als 1855 in Westerland der “Friedhof der Heimatlosen” angelegt wurde. Dort fanden die Toten ihre letzte Ruhestätte.

Ein unbekannter Mann machte 1855 den Anfang. Bis 1905 wurden auf dem kleinen Friedhof 53 Wasserleichen bestattet. Auf den schlichten Holzkreuzen wurden lediglich der Zeitpunkt der Beerdigung und der Name des Ortes, an dessen Strand man den Toten gefunden hatte, vermerkt. Zu dem Pastor und den Sargträgern gesellten sich mit dem aufkeimenden Fremdenverkehr mehr und mehr Sommerfrischler, die hier ein ungewöhnliches Urlaubserlebnis suchten: “Heute Nachmittag wurde eine Leiche auf einem rasselnden Bauernwagen an den Friedhof geschafft, wo sich ein paar Hundert neugierige Menschen versammelt hatten. Herren in Strandschuhen, weißen Anzügen und bunten Mützen. Damen in Tenniskostümen, hellen Hüten und roten Sonnenschirmen. Darüber ein jubelnder Sommertag mit strahlendem Himmel. Wer es aus der Ferne sah, hätte meinen können, dass es sich um irgendein Fest im Freien handle”, schrieb ein Gast anno 1900 in sein Tagebuch.

Nachdem der “Friedhof der Heimatlosen” geschlossen worden war, wurden Wasserleichen auf den normalen Sylter Friedhöfen beerdigt. Dies war zum letzten Mal 1967 der Fall, als an der Alten Dorfkirche in Westerland ein Grab ausgehoben wurde. Der Tote konnte aufgrund eines Amuletts Monate später als ein norwegischer Seemann identifiziert werden, der zwischen dem Ärmelkanal und Helgoland über Bord gefallen war. Angehörige ließen den Sarg ausgraben und holten den Toten heim.


Adresse:
Elisabethstraße/ Käpn'n-Christiansen-Straße
25980 Westerland

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