Champagner oder Selters - Sylt und seine Klischees

Deutschlands liebste Insel: Mallorca. Wohl die falsche Antwort, denn unter den Syltfans wird Protest laut. Was die Insel ausmacht, lässt sich schwer beschreiben, man muss es einfach gesehen haben und bei dieser Gelegenheit auch mit den Klischees aufräumen, welche der Insel anhaften. In erster Linie werden Sie auf Sylt Natur pur vor Augen haben. Nicht zu vergessen und gleich nebenan - das Sylt der Aktiven, Anspruchsvollen, Naschkatzen und Nachtschwärmer.

Ein Sylt-Fan kann nicht von der Insel lassen, auch wenn er sich dabei oft warm anziehen muss, um sich mit den Kapriolen von Wind und Wetter zu engagieren. Der erste Besuch auf der Insel besiegelt den Bann. Spätestens wenn ihnen der raue Wind ins Gesicht bläst und das Bad in der Nordsee zur Herausforderung wird, dann werden wahre Sylt-Fans geboren.

Dennoch war Sylt nicht immer, was es heute ist. Die Friesen hatten schwere Zeiten zu überstehen. Das raue Klima ließ die Ernte dürftig ausfallen und Sturmfluten begruben ganze Dörfer unter sich. Mit dem Wirtschaftswunder kam der Jetset und das Inselimage wandelte sich. Seit Oswalt Kolles Aufklärungsfilme uns nur noch ein müdes Lächeln abringen, wurde auch mit dem Klischee der “Insel der Nackten und Reichen” aufgeräumt. Heute ist Sylt für alle da. Die Nackten sind auch angezogen schön und in Kampen reiht sich Porsche an Porsche. Otto Normalverbraucher wischt die Klischees mit einem kühlen Pils am Weststrand beiseite.

Mit sieben Millionen Übernachtungen pro Jahr wächst die kleine Insel förmlich über sich hinaus. Dennoch lässt sich ein ruhiges Plätzchen unter diesem stillen Himmel finden. So beschrieb es Peter Suhrkamp als bekennender Sylt-Fan. Dass Urlauber in 12.000 Strandkörben lümmeln können unterscheidet Sylt wiederum von Alaska, mit dessen Südzipfel die Insel geografisch in etwa gleichauf liegt. Übermut und Partylaune werden auf Sylt von der Natur ausgebremst, denn, bei allen Klischees, Sylt bleibt immer Sylt.