Artikel erstellt am 15.09.2015
© LACMA / Wikimedia Commons [gemeinfrei]

Sylt wirft sich in Schale oder der lange Weg zur Inseltracht

Wenn auch der Begriff Tracht im allgemeinen Sprachgebrauch im Norden keinen rechten Platz zu haben scheint und automatisch in die durch das Oktoberfest belebte Alpenregion einsortiert wird, auch Schleswig-Holstein hat seine Trachten. Öffentlich getragen werden sie zugegebener Maßen selten, aber Trachtenvereine und Volkstanzgruppen pflegen die Bräuche und Traditionen und zeigen sich gern in den Trachten des Nordens.


Die Anfänge der Tracht

Die Sylter Tracht erzählt eine ganz eigene Geschichte: Die älteste Abbildung einer Inseltracht stammt aus dem Jahre 1597. Darauf fällt besonders das Kaartel genannte und reich verzierte Oberteil ins Auge. Das sogenannte “brocket Kaartel”, ein buntes Wams, war die am häufigsten zu sehende Variante. Daneben wurden jedoch auch Oberteile in Rot oder Gold getragen. Vor allem die jungen Mädchen waren an ihrer roten Tracht sofort erkennbar. Dazu gesellte sich nach der Konfirmation eine Hüüf genannte Haube, die mit ihrer konischen Form anmutet, als hätte sich der Träger geirrt und den Kopfschmuck falsch herum aufgesetzt.


Fast in Vergessenheit geraten

Durch äußere Einflüsse nicht unbehelligt, hat die ursprüngliche Aufmachung viele Veränderungen mitmachen müssen. So wurden zunächst im 18. Jahrhundert durch Seefahrer auch Samt und Seide nach Sylt transportiert, welche zusammen mit goldenen Münzen das Kleidungsstück modisch aufpolierten. Doch wie es mit der Mode nur allzu oft ist, hatte auch die Sylter Tracht eine Bewährungsprobe vor sich. Fast schon in Vergessenheit geraten sei sie, schreibt ein Reiseführer aus dem beginnenden 20. Jahrhundert, und nur ein eigentümlicher Kopfschmuck habe noch daran erinnert.


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Sylter halten an Tradition fest

Vielleicht wüssten wir heute tatsächlich nichts mehr über die einheimische Tracht, hätten die Sylter nicht hartnäckig den Wiederbelebungsversuch gewagt. Stellvertretend für die Insulaner sprach sich 1933 Knud Ahlborn, Arzt aus Kampen, dafür aus, dass es statt Massenware aus der Stadt wieder ein inseltypisches Eigenkleid geben müsste. Intensiv wurde fortan an der Renaissance der Sylter Tracht gearbeitet. Der Erfolg konnte sich schließlich sehen lassen: Die blaue Tracht war hübsch geschnitten und mit filigranen Details geschmückt. Da sie dem damaligen Zeitgeist entsprach, fanden sich viele Trägerinnen, die von Generation zu Generation das sympathische Kleidungsstück bis heute bewahrten.


Zurück zu den Ursprüngen

Einen gewaltigen Nachteil gab es dennoch: Bis auf die roten Streifen im blauen Stoff erinnerte nichts an die ursprüngliche Sylter Tracht. Dies ändere sich mit einem Gang auf einen Dachboden in Tinnum. Im Jahre 1974 wurde hier die Lauritzen-Tracht aufgestöbert, besser gesagt, das was davon noch übrig war. Neben dem in die Jahre gekommenen Stoff fand sich auch eine Art Anleitung vom Chronisten Henning Rinken aus dem Jahre 1777 beim Fundstück. Nun hatten die Bewohner etwas in der Hand und Gewandmeisterin Margrit Werner-Book machte sich mit ihrem Team an die Arbeit, Sylt ein Stück Heimatkultur zurückzugeben. Das Ergebnis ihrer Arbeit wird noch heute von der Sylter Trachtengruppe bei öffentlichen Anlässen getragen.


Besuch im Heimatmuseum

Die Inseltracht ist im Sylter Heimatmuseum in Keitum zu bewundern. Die Ausstellung hat montags bis freitags von 10 bis 17 Uhr und an Wochenenden sowie Feiertagen von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Haben Sie Fragen zur bewegten und ungewöhnlichen Geschichte der Sylter Tracht, dann werden diese gern von den Mitgliedern des Trachtenvereins Söl`ring Foriining beantwortet.

Immer auf der Suche nach neuen Erkenntnissen, wissen sie spannende Geschichten zu berichten. Wie jene über die Heimatforscherin Silke von Bremen, die im fernen Halle auf eine Art Sylter Modepuppen stieß, die vermutlich von einem Insulaner seiner neuen Schule als Gastgeschenk überbracht wurden und auf auf ein Alter von 300 Jahren geschätzt werden. Sie sehen also, die Geheimnisse um die Sylter Tracht sind noch lange nicht vollständig gelüftet.

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