Artikel erstellt am 07.09.2016

Spaziergang auf Sylt – Teil 5

Heute führt uns der Weg erst an die Westküste und dann in den Norden des kleinen 500-Seelen-Örtchens Rantum. Von der Hörnumer Straße, dessen Geschichte wir zuletzt erzählt haben, führt der Blog-Spaziergang dabei über einen der kleinen Schleichwege vorbei an den urigen Friesenhäusern, die hier in einigem Abstand zueinander die Landschaft säumen, an die Westküste zu den Ursprüngen einer bekannten Sylter Familie.

Danach geht es wieder zurück auf die Hörnumer Straße und ein ganzes Stück weiter in den Norden des idyllischen Urlaubsortes, wo ein kleiner exklusiver Hafen darauf wartet, dass Urlauber seine Hintergründe entdecken.


Der Merret-Lassen-Wai – Ursprung einer großen Sylter Familie

Die eigentliche Straße bringt uns direkt zu einem kleinen Wanderweg, der unmittelbar an der Westküste des Ortes entlang fast bis zum Rantumbecken führt. Der Name, den dieser malerische Weg trägt, geht dabei zurück auf eine Frau, die sich eines erstaunlichen Kindersegens erfreuen durfte, sodass ihre Erben überall auf der Welt verstreut leben. Die Rede ist vom Sylter Urgestein Merret Lassen, die 1810 den dänischen Seemann Peter Nicolai Lassen heiratete und ihm beachtliche 21 Kinder schenkte.

Von ihren 14 Söhnen brachten es - dank der strengen Erziehung ihrer Eltern - acht zu Kapitänen. Zwei der Söhne, besser bekannt als "Gold-Lassen" und "Silber-Lassen", gelangten im Hamburger Hafen als Schiffseigner sogar zu einigem Reichtum. Die erstaunlichste Geschichte rankt sich dabei jedoch um ihre Mutter Merret. Denn die hatte im Jahre 1825 – so erzählen sich die Insulaner bis heute – hohen Besuch vom dänischen König Frederik VI. Dieser hatte von der außergewöhnlich kinderreichen Familie und der ebenso tüchtigen wie ansehnlichen Mutter gehört. So kam es, dass er sich eines Tages auf den Weg nach Sylt machte und in ihrer Stube Platz nahm. Der Erzählung nach soll Merret Lassen daraufhin den König mit einem Knicks und den Worten „Majestät wollten mich sehen. So sehe ich von vorne aus" - dann drehte sie sich um – "und so von hinten“, begrüßt und zum Lachen gebracht haben.

Noch heute erinnern sich die Insulaner an die kesse Sylterin, die 1869 im Alter von 80 Jahren starb. Beachtliche 90 Enkel brachten auch ihre Kinder nach ihr hervor, sodass der Familienname und die berühmte Geschichte der Familiengründerin noch heute in aller Welt weiterleben.


Die Hafenstraße – klein aber fein

Sylt hat vier Häfen: Einen ganz im Norden in List, einen ganz im Süden in Hörnum, einen in der Munkmarscher Bucht und einen kleinen aber feinen am süd-östlichen Zipfel des Rantumbeckens. Die letzteren zwei sind als private Yachthäfen zwar nicht für die Öffentlichkeit zugänglich, können jedoch trotzdem von einer spannenden Entwicklung erzählen, die in Rantum auch zur Namensgebung der zugehörigen Straße geführt hat. Der Hafen in Rantum zeichnet sich dabei vor allem durch seine überschaubare Größe und sein geringes Alter aus: Erst 1977 wurde die Reede für die hiesigen Muschelfischer angelegt.

Über die Jahre entwickelten sich dabei vielfältigste Pläne zum Umbau, zur Erweiterung oder auch zur vollkommenen Neugestaltung des verträumten kleinen Hafens. Durchgesetzt hat sich bis heute keines der Vorhaben, sodass sich die kleine Marina zu einem schmucken Freizeithafen und geschützten Ankerplatz für luxuriöse Yachten und private Segelboote entwickelt hat. Von der Tide abhängig, steuern die Schiffe den Rantumer Hafen bei Hochwasser an. Sobald die Ebbe eintritt, fallen diese dann auf dem Schlick trocken und müssen auf die nächste Flut warten.

Interessant ist hier allerdings vor allem auch das Wasser, denn unterhalb der Hafenstraße und den Rantumer Dünen wird Süßwasser gefördert, welches in der nahegelegenen Produktionsanlage der „Sylt-Quelle“ abgefüllt wird. Dieses ist besonders jodhaltig und kann von neugierigen Sylt Besuchern im gläsernen Quellhaus in der Nähe des Hafens verköstigt werden.

Darüber hinaus wird hier hochwertiges Salz aus einer 700 Meter tiefen Thermalsole gewonnen. Dieses wird in einem aufwändigen Prozess in Flüssigkeit und feines Salz getrennt, mit Heilsubstanzen angereichert und dann von Ärzten sowie Apotheken im ganzen Land zu medizinischen Zwecken genutzt.


Das nächste Mal führt uns der Spaziergang unserer Blog-Serie weiter nach Norden und damit immer mehr ins Zentrum der Insel. Hier wartet mit Westerland der wahrscheinlich bekannteste Ort Sylts und mit ihm eine ganze Reihe spannender Straßen sowie Wege, deren Namen interessante Geschichten bereithalten.
Wir bleiben also eine Weile in Westerland und freuen uns auf einen ausgedehnten Spaziergang durch den beliebten Sylter Urlaubsort.


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